A. Kienzler, Lindenweg 3, 77761 Schiltach (seinerzeit als Projekt "Webwühlmäuse" der RS Triberg erstellt)

URL: tunnel.kienzlers-world.de/?BW4%3A_Der_Tunnel___Jaehrliche_Tunnelreinigung

Jährliche Tunnelreinigung

Zweimal jährlich wird die Tunnelröhre gereinigt - so wird die Betriebs- und Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer gewährleistet. Diese Maßnahmen finden im Frühjahr und Herbst im Rahmen mehrerer "Nachtschichten" der Straßenmeisterei statt. Für den Tunnel Hornberg sind dies in der Regel vier Wochentage, an denen ab 20.00 Uhr bis in die frühen Morgenstunden der Verkehr wieder seinen alten Weg durch die Hornberger Innenstadt nehmen muss.

Da man bei der Durchfahrt durch eine Tunnelröhre nicht viel von diesen Reinigungsarbeiten direkt mitbekommt - abgesehen davon, dass es wieder deutlich "heller" geworden ist - soll mit der nachfolgenden Website versucht werden, die Arbeiten im Überblick darzustellen:

Auch wenn sich auf den "ersten Blick" die Verunreinigungen in der Tunnelröhre in Grenzen halten - der Verkehr belastet die Röhre erheblich.

Zudem müssen die sicherheitsrelevanten Bauteile in regelmäßigen Abständen überprüft werden.

Blick aus Block zwei in Richtung Nordportal:

Die Nacht senkt sich herab; die einzelnen Firmen halten zusammen mit der Straßenmeisterei Lagebesprechung im Betriebsgebäude. Am Übergang zum Notgehweg lässt sich der Verschmutzungsgrad erahnen ...

Am frühen Abend treffen am Nordportal nach und nach die einzelnen Hilfsfahrzeuge mit ihren Besatzungen ein.

Hier die Reinigungsmaschine für die Beschichtung der Röhre ...

verschiedene Arbeitsbühnen warten auf ihren Einsatz - hierbei werden auch Mietfahrzeuge ...

... und Subunternehmer in die Ausführung der Reinigungsarbeiten mit einbezogen.

 

Der Arbeitseinsatz beginnt

Kurz vor 20 Uhr stehen alle Einsatzkräfte bereit.

Die Technik ist bereit - hier der Blick auf die Absperrbake am Nordportal; noch fließt der Verkehr durch die Röhre.

Die Sperrung wird eingeleitet aus der Betriebszentrale im Betriebsgebäude am Nordportal:

Georg Armbruster von der Straßenmeisterei koordiniert den Einsatz - zunächst wird telefonisch die Polizeidirektion in Offenburg verständigt. Stehen keine Besonderheiten wie Schwertransporte an, so beginnt die Sperrung:

Durch Knopfdruck werden die Ampeln an beiden Portalen auf rot geschaltet, die Absperrbaken (incl.  Warnlampen) werden aktiviert und schwenken - überwacht durch die Portalkameras - in die Fahrbahn. Gleichzeitig erlischt zunächst die Beleuchtung in der Röhre:

Selbstverständlich wird nun auf den Wegweisern in der Zufahrt zum Tunnel auf die Sperrung hingewiesen. Die Umleitung durch die Hornberger Innenstadt wird ausgeschildert:

 

"Spül- und Reinigungsarbeiten"

Die Reinigungsarbeiten folgen einem genau festgelegten Ablaufplan. In der Regel rückt in der ersten Nacht das Reinigungsgerät für die Bergwasserdrainage an:

Über die Spülschachtnischen (siehe Bild) wird die Bergwasserdrainage (das bergseitig, noch außerhalb der Innenschale befindliche Kanalsystem) gereinigt. Eine besondere Reinigungsdüse reinigt das Rohr abschnittweise von möglichen Ablagerungen.

Vor dem Einsatz müssen die Wassertanks der Reinigungsfahrzeuge natürlich mit Wasser befüllt werden. Zudem kommen verschiedene Reinigungszusätze zum Einsatz.

Hier wird gerade das Fahrzeug mit der Reinigungsbürste für die Tunnellaibung befüllt (Pannenbucht 1).

Da aus Verkehrssicherheitsgründen sämtliche Abdeckungen der Schächte mit der Fahrbahn (bzw. dem Notgehweg) verschraubt sind muss ein separates Team diese Verschraubungen lösen und die Kanaldeckel öffnen.

Häufig sind die Schraubenköpfe durch Ablagerungen nicht mehr zugänglich. Um diese freizulegen führt das Team einen Kompressor mit, mit dessen Hilfe ggf. die Schraube freigelegt wird.

 

Blick auf einen frisch geöffneten Schacht der Schlitzrinne. Deutlich erkennt man die Verschmutzung durch Laub, Holzspäne, Kaugummipapier u.v.m.

Auch der Blick in die Schlitzrinne (vgl. Bilder) zeigt, dass eine Reinigung dringend notwendig ist:

Das Hochdruckreinigungsgerät - am Vortag noch mit der Reinigung der Bergwasserdrainage beschäftigt - im Einsatz an der Schlitzrinne. Der Fahrer des Fahrzeuges hat den Schacht ausgeleert - ein stattlicher Haufen Unrat, der sich in so einem Schacht sammelt:

Nun wird der Reinigungsschlauch in die Schlitzrinne eingeführt. Mit Hochdruck arbeitet er sich bis zur nächsten Trennwand und schiebt die Verunreinigungen mittels Wasserdruck in den mitgeführten Saugschlauch.

Blick auf den "Kopf" der  Hochdruckdüse:

Die nach hinten gerichteten Strahldüsen transportieren das Gerät voran und schieben die gelösten Verunreinigungen nach hinten weiter.

Die Düse bahnt sich ihren Weg (versorgt durch den aufgerollten Hochdruckschlauch) - der (dickere) Saugschlauch sammelt die Verunreinigungen. Das überschüssige Wasser wird wieder herausgefiltert und dem Wasserkreislauf zugeführt.

Und so sieht eine frisch gereinigte Schlitzrinne aus, nachdem das Reinigungsgerät wieder heruasgezogen wurde:

Auch der Schacht ist wieder sauber - mit dem Hochdruckreiniger wird nun auch seine Umgebung gesäubert.

Die "Hinterlassenschaften" der Reinigungsarbeiten an Kanalisation und Schlitzrinne werden mittels einer Kehrmaschine beseitigt.

Diese sorgt nun bei den abschließenden Arbeiten für eine "saubere Fahrbahn".

Auch gröbster Schmutz hat gegen die rotierenden Bürsten und den "Staubsauger" keine Chance.

Immer wieder muss die Reinigungsarbeit an der Fahrbahn unterbrochen werden: Die Kehrmaschine muss zum Entleeren die Röhre verlassen. Die Abfälle wandern auf eine spezielle Deponie.

 

Die Beschichtung wird gereinigt:

Ein wesentlicher Schritt bei den Reinigungsarbeiten ist die Säuberung der Beschichtung.

Unter Verkehr lagern sich auf dieser Schicht im Lauf der Monate die Abgase der Fahrzeuge ab. Langsam dunkelt diese nach - somit verschlechtert sich die Sicht für die Verkehrsteilnehmer langsam. Über die Wintermonate tragen die Fahrzeuge zudem Salz in die Röhre, das sich ebenfalls auf dem unteren Teil der Beschichtung abschlägt.

Für die Reinigungsarbeiten steht ein speziell umgerüsteter Unimog zur Verfügung. Er verfügt über eine Reinigungsbürste, die über einen steuerbaren Arm an der Tunnellaibung entlang geführt wird.

Zuvor wird mittels Handarbeit eine spezielle Reinigungsflüssigkeit aufgesprüht.

Detailansicht der Reinigungsbürste.

In zwei Abschnitten wird die Beschichtung gereinigt. Eine besondere Herausforderung sind dabei die Notgehwegleuchten, die vorsichtig überfahren werden.

Die verschiedenen Mischen (Spülschacht-, Hydranten-, Notruf-, ...) müssen von einem eigenen Team nachbehandelt werden - hier kommt die Reinigungsbürste nicht hin!

Außerhalb der Röhre ist zwischenzeitlich die Nacht hereingebrochen. Trügerische Ruhe (Blick vom Südportal in die voll ausgeleuchtete Röhre):

Blick auf die Beschichtung - der erste Durchgang ist erfolgt - nun fährt das Reinigungsgerät zurück, um die zweite Hälfte ebenfalls zu reinigen.

Nach dem zweiten Durchgang ist die Beschichtung wieder wie am ersten Tag - es wird deutlich heller in der Röhre!

Im Portalbereich wird der Unterschied zwischen gereinigt und verdreckt noch einmal besonders deutlich:

 

Technische Überprüfungen:

Neben der eigentlichen Reinigung stehen auch eine Reihe technischer Revisionen an. Alle sicherheitstechnischen Einrichtungen werden überprüft, Updates in der Sicherheitstechnik eingespielt sowie technische Verbesserungen durchgeführt. Ausschnittsweise möchten wir hier einige dieser Überprüfungen exemplarisch darstellen - die Gänze aller Maßnahmen würde den Umfang dieser Seite sprengen.

Zu den eher "alltäglichen" Überprüfungen gehört die Durchsicht der Feuerlöscher. Nicht nur deren Funktion - wie in der Abbildung erkennbar ist, werden diese überwacht:

Sobald man einen Feuerlöscher anhebt wird dies in der Alarmzentrale registriert. Die Sicherheitseinrichtungen für den Brandschutz werden aktiv - die genaue Stelle der Entnahme wird signalisiert - eine der Tunnelkameras zeigt die entsprechende Notrufbox auf dem Hauptschirm (in Offenburg und im Betriebsgebäude) .

Sämtliche Notrufmelder (Notrufnischen, Fluchtschleuse, Querstollen und Fluchstollen sowie z. T. in den Betriebsäumen) werden ausgelöst - die Funktion so überprüft. Laufen alle Signale im Betriebsgebäude korrekt auf, wird dies über einen Monitor angezeigt. Auftretende Fehler werden sofort behoben.

In allen relevanten Fluchwegen befinden sich Rauchmelder. Mit Hilfe eines Aerosol werden diese ausgelöst.

Hier der Test am Rauchmelder im Querstollen Ziegeldobel. Mit der gelben Verlängerungsstange wird das Aerosol um den Rauchmelder herum "vernebelt" - im Betriebsgebäude läuft sofort die Alarmmeldung auf - widrigenfalls muss das Gerät überprüft und repariert werden.

 

Außergewöhnliche Tätigkeiten im Bereich des Südportals:

Viele parkende Fahrzeuge im Bereich der Strahlventilatoren ...

.... es ist "Handsteuerung" angesagt ....

... um die Techniker, die jede der insgesamt vier Turbinen genau unter die Lupe nehmen, nicht zu gefährden.

Hoch über der Fahrbahn überprüft ein Techniker jede einzelne Schraube - es könnte sich eine durch die Vibrationen im Betrieb gelockert haben und evtl. auf ein Fahrzeug herunterfallen. Zudem wird die Steuerung sowie die Leistung der Turbine überprüft.

Bei dieser Überprüfung gab es - wenn wundert´s - keine Beanstandungen. Alles im "grünen Bereich"!

So kehrt am Ende einer arbeitsreichen Woche langsam Ruhe ein - planmäßig gehen die Arbeiten in der Nacht zum Freitag dem Ende entgegen.

So geht die Röhre frisch gereinigt und technisch überprüft wieder in Betrieb - in einem halben Jahr steht die nächste Reinigung an.

Was diese Kamera wohl aufnehmen soll?

 

Eine der 44 Überwachungskameras - offensichtlich ein wenig aus der Richtung geraten. Auch solche "Überraschungen" (evtl. durch einen zu hoch beladenen LKW) müssen beseitigt werden...

 

 

Alle Aufnahmen stammen aus der Reinigungsaktion in der Nacht vom 17. auf den 18. April 2007

 

Presseartikel zur Reinigung im Herbst 2006